Freitag, 7. Dezember 2012

Ritten Sport vs. Alleghe: Eine Spielanalyse


Es ist lange her, dass ich als Fan zum Eishockey gegangen bin. Gestern war es wieder soweit. Es war schön, wieder einmal die Fanbrille überziehen zu können und zwischen Freunden das Treiben auf dem Eis zu verfolgen. Einziger Wermutstropfen: Ritten Sport hat nicht den besten Tag erwischt. Und obwohl man Alleghe mit 4:3 niederringen konnte, ohne Justin Pogge und einer milde gestimmten Glücksgöttin Fortuna, das Spiel wäre anders ausgegangen. Wobei: Das Problem liegt nicht an der Tagesform. Sondern in einem strukturellen Problem der Mannschaftszusammensetzung.

Im Rittner Angriff regiert General Zufall: Der Ausfall von Ryan Ramsay wiegt sehr schwer, kann aber nicht für alle Mängel verantwortlich gemacht werden. So fehlt in der ersten Linie schon seit Saisonsbeginn ein Center. Dan Tudin versucht zwar auf dieser Position spielen, wirklich weiter bringt das seine Mannschaft nicht. Weil er nicht der Regisseur ist, der ein Spiel lesen und die Scheiben entsprechend verteilen kann. Weil er nicht der Führungsspieler ist, der die Zügel in die Hand nehmen kann.
Seine großen Zeiten hatte er als Flügelstürmer - und es wird das Geheimnis seines Trainers bleiben, weshalb er ihn nicht dort einsetzt.
Das Offensivspiel der "Buam" ist stockend, mit zu wenig spielerischen Elementen. Es wirkt einstudiert, verkrampft, teilweise unsicher. Und ist aus diesem Grund zu langsam, zu wenig dynamisch. Wenn es dann schnell geht, dann funktioniert es auch. Die Fehler bei den Verteidigern zu suchen, die den öffnenden Pass nicht spielen, kann ich nicht nachvollziehen: Öffnende Pässe haben nur dann einen Sinn, wenn die Stürmer bereits in Schwung sind und den Schwung des ersten Passes mitnehmen können. Wenn sich aus dem öffnenden Pass eine flüssige und schnell vorgetragene Aktion ergibt.
Das Rittner Problem: zu oft bleiben die Rittner Angriffsbemühungen in den Ecken hängen, wo klein klein gespielt wird, was ja teilweise nett aussehen kann, von wo aber nur ganz selten Gefahr ausgeht.

Wie es funktionieren kann hat Alleghe bewiesen: Ein ums andere Mal eröffnete Waddel die Aktion, Johansson und LoVecchio kreisten ins Angriffsdrittel, spielten den schlauen Pass und brachten die Stürmerkollegen in eine gute Abschlussposition. Ritten hat Glück, einen Justin Pogge im Tor stehen zu haben, der mit seinen Reflexen und seinem Stellungsspiel zu den besten seines Metiers zählt. Alleghe hätte sich gestern abend mindestens einen Punkt verdient. Weil die spielbestimmende, die gefährlichere Mannschaft.

Ach ja, es war auch das Debüt von Andy Delmore. Wäre es nicht als solches angekündigt worden, es wäre niemandem aufgefallen, dass ein neuer Defender im Rittner Dress spielt. Freilich: Bei einer Premiere darf man sich nicht zu viel erwarten. Coach Rob Wilson gab ihm ausreichend Eiszeit, Akzente setzen konnte Delmore aber keine: Weder durch öffnende Pässe noch durch besondere Führungsarbeit.
Chris Durno glänzte als zweifacher Torschütze. Und zeigte bei beiden Toren, wo seine Stärke liegt: Bei der harten Arbeit vor dem gegnerischen Keeper oder beim schnellen Durchtanken durch die Mitte. Sein Spiel lebt von den Pässen, die er bekommt. Er ist kein Philigrantechniker - er ist ein Sturmtank.

Ritten Sport hat ganz sicher eine Mannschaft mit viel Potential. Aber: Das Potential muss entsprechend seinen Fähigkeiten eingesetzt werden. Eine Lösung könnte darin liegen, Jacina und Tudin in getrennten Linien spielen zu lassen. Weil die beiden von der Spielanlage einander zu ähnlich sind. Weil Jacina durch den Einsatz in einer anderen Linie mehr Verantwortung bekäme und diese Verantwortung vielleicht annehmen würde. Weil bislang sind seine Leistungen bislang enttäuschend. Und das kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr durch Eingewöhnungsschwierigkeiten erklärt werden.

Ich bin überzeugt, dass es Ritten in dieser Saison schaffen kann. Allerdings darf man sich nicht über die glücklich ergatterten Punkte im gestrigen Spiel ausruhen. Eine genaue Analyse muss gemacht und an den Defiziten gearbeitet werden. Ansonsten kommt das Erwachen, wenn Frau Fortuna und Herr Pogge einmal nicht in Form sind...

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