Sonntag, 13. Januar 2013

Schade: Kein Südtiroler Wochenende

Es ist kein Beinbruch, dieses Wochenende im Jänner. Und trotzdem ist es schade.
In der Meisterschaft sind sie die drei Führenden der laufenden Meisterschaft, bei diesem Turnierwochenende fehlt Pustertal, Bozen und Ritten scheinbar die Kraft.
Wobei: Während es für den HCB schon ein Erfolg ist, überhaupt in der Ukraine spielen zu dürfen, haben sich die Wölfe und die Buam in Turin  mehr erwartet. Aber: Die kraftraubenden letzten Wochen präsentieren nun ihre Rechnung.

HC Bozen

HCB: Nach einer desolaten Leistung im Auftaktspiel gegen die französischen Titelverteidiger aus Rouen haben die Foxes gegen Donetsk eine gute Leistung gezeigt. Zumindest kämpferisch. Dass man gegen die Heimmannschaft so gut wie keine Erfolgschancen hat, das war schon vor dem Turnierbeginn klar. Hätte der HCB gegen Donetsk gepunktet, es wäre eine Riesen Sensation gewesen.
Auch wenn die KHL Spieler vielleicht nicht das letzte aus sich heraus geholt haben: Gegen eine solche Mannschaft nur 3:0 zu verlieren ist schon ein kleiner Erfolg.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass der italienische Meister mit einer schweren Hypothek angereist ist: Niklas Hjalmarsson, der Doppelschichten in der Bozner Abwehr geleistet hat, ist abreist. Damit fehlt nicht nur ein Fixstern in der Verteidigung, sondern vor allem auch die Lunge der Hintermannschaft. Schon in der heimischen Meisterschaft wirkt sich das Fehlen der "Versicherung" aus - geschweige denn in einem internationalen Match.
Bleibt abzuwarten, wie sich die Kampfleistung gegen Donetsk insgesamt auf den weiteren Weg der Foxes auswirkt. Das Problem: Jeder Akku, der einmal total auf null gefahren ist, der muss wieder total aufgeladen werden, um so zu funktionieren, wie er funktionieren sollte. Und dazu fehlt, beim engen Spielplan der Weiß-Roten wahrscheinlich die Zeit. Vor allem, weil die Schlüsselspieler auch im Feburar nicht die Meisterschaftspause nutzen können. Weil sie für Italien die Olympiaqualifikation schaffen sollen. Eine (fast) unmögliche Mission - auf Kosten der Kraftreserven der Bozner Spieler.

Ritten Sport

Gut gespielt und doch verloren? Eine Aussage, die in meinem Wortschatz nicht vorkommt. Eine kämpferisch gute Leistung, zweifellos. Aber ein Eishockeyspiel dauert nun einmal 60 volle Minuten. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von 10 Tagen muss Ritten gegen Alleghe in der Schlussphase den Ausgleich hinnehmen. Gegen Alleghe zu verlieren ist keine Schande - doch sieben Sekunden vor dem Spielende den Ausgleich hinnehmen zu müssen ist zumindest ärgerlich.
Man kann darüber diskutieren, ob man Chris Durno zurecht frei gegeben hat: Unter dem menschlichen Gesichtspunkt sicher. Jeder der bei der Geburt seiner Kinder dabei war weiß, dass das ein prägender Moment ist. Und jeder Mann sollte in diesem prägenden Moment seiner Frau beistehen. Dasselber gilt für Eishockeyspieler - wenn es um "normale" Spiele geht. Ob ein Profi seine Mannschaft bei einem wichtigen Turnier im Stich lassen darf, darüber kann man getrost wochenlang diskutieren und es wird viele Meinungen darüber geben. Fakt ist, dass ein Eishockeyprofi mit dem Sport sein Geld verdient. Und Fakt ist auch, dass in professionellen Ligen eine Geburt kein Grund wäre, ein Turnier, bei dem es um einen nationalen Titel geht, auszulassen. 
Die Entscheidung, Durno am Ritten zu lassen, spricht zumindest für die Menschlichkeit bei Ritten Sport.
Die Niederlage gegen Alleghe stellt, trotz der guten Leistung, die Ritten gebracht hat, eine Frage in den Raum: Kann Ritten in dieser Saison die großen und vor allem wichtigen Spiele gewinnen? Im bisherigen Saisonsverlauf war dem noch nicht so. Die Rittner Mannschaft, die in den letzten Wochen zweifellos zusammengewachsen ist, wird nun beweisen müssen, dass sie auch große Spiele gewinnen kann. Denn nur dann werden die Buam zu Titelanwärtern.

HC Pustertal

Bitter schmeckt die Niederlage der Wölfe gegen Valpellice. Weil sie klar ausgefallen ist. Ohne die Diskussion, wer die bessere Mannschaft sei. Irgendwie scheint man im Pustertal den Faden verloren zu haben. Irgendwie werden die Wellen immer höher. Ohne wirklich ersichtlichen Grund. Es ist die Unsicherheit, die um sich greift. Und diese Unsicherheit ist nun auch in der Mannschaft angekommen. Einer Mannschaft, die vom ersten Spieltag an die Tabelle angeführt hat.
Es ist eine paradoxe Situation: Man führt die Meisterschaft souverän an, und wird kritisiert. Vor allem Einzelspieler werden auf das härteste angegriffen. Die Kritik kommt von den Fans zu den Funktionären. Und weil man in Bruneck eine große Familie ist und steter Tropfen den Stein höhlt, werden die Funktionäre von der Kritik angesteckt. Früher noch euphorisch in der Stadt gegrüßt hat man für gewisse Spieler noch höchstens ein mitleidiges Kopfnicken übrig. Vielleicht wechselt man sogar die Straßenseite, wenn der ehemalige Hero einem in der Stadt begegnet. Es sind die Kleinigkeiten, die den großen Erfolg möglich machen. Und die großen Spiele zeigen dann die Defizite.
Hat der HCP über Nacht das Eishockeyspielen verlernt? Mit Sicherheit nicht.
Ähnlich wie am Ritten stellt sich auch für die Wölfe die Frage nach dem Erfolgspotential in den Big Matches. Die Vorzeichen sind im Green Valley aber andere: Denn während am Ritten schön langsam die Kritikphase überwunden scheint und schön langsam wieder euphorischer Optimismus entsteht, so verabschiedet dieser gerade aus der Leitner Solar Arena.
Mit dem Ergebnis: Die durchaus schlagbaren Piemontesen stehen im Italienpokal Finale.
Und das bereits am frühen Abend verhinderte Südtiroler Traumfinale wurde ganz vermasselt.




Eine Katastrophe?

Im Gegenteil. Denn der Gewinn eines Titels kann bereits zu Sattheit führen, weil schon ein Gipfel erreicht worden ist. Der Effekt, dass der Titelgewinn noch weiter motiviert kann zwar eintreten. Doch es ist ungemein schwer, die Spannung hoch zu halten, wenn schon eine Trophäe begossen worden ist. Das zeigt die Erfahrung der letzten Jahre: Es ist lange her, dass ein Pokalgewinner auch den ungleich wichtigeren Meistertitel gewonnen hat.
Eines ist sicher: Dass nun sowohl Ritten als auch Pustertal alles geben werden, um sich für den Schlussanstieg zu qualifizieren. Im besten Fall alle beide. Weil man in Turin am Nebengipfel gescheitert ist.

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